Der Regionalflughafen Padernborn/Lippstadt verzeichnet seit 2010 einen Abwärtstrend bei den Fluggastzahlen. Noch 2008 hatte die Kreis-CDU ein Wachstum auf ca. 2 Millionen Fluggäste pro Jahr angestrebt.

2019 stiegen allerdings “nur” noch ca. 690.000 Gäste pro Jahr in den Flieger, die Zahlen von 2020 liegen noch nicht vor – dürften aber coronabedingt noch stärker gefallen sein.

Wie die Kreis BG berichtet, fährt der Flughafen aktuell jährlich ca. 700.000€ Verlust ein, ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht.

Die ersten Anteilseigner haben nun Konsequenzen gezogen: Gütersloh, Lippe und eventuell Bielefeld verlassen die GmbH, wer die Anteile übernehmen könnte, ist unklar.

Laut einem Bericht im Westfalen-Blatt plant der Flughafen eine Insolvenz in Eigenverwaltung, wobei etwa ein Drittel der aktuell 170 Beschäftigten weiter angestellt bleiben soll. Dabei sinkt das Fahrgastaufkommen auf ca. 300.000 Gäste pro Jahr. (Quelle: Soester Anzeiger)

Die Kosten, um durch die Insolvenz zu kommen und zum Sommerflugplan 2021 mit einem deutlich kleineren Flughafen den Neustart zu wagen, werden mit knapp 25 Millionen Euro veranschlagt.

https://www.westfalen-blatt.de/OWL/Kreis-Paderborn/Paderborn/4249570-Guetersloh-Lippe-und-eventuell-Bielefeld-verlassen-Flughafen-GmbH-Flughafen-Paderborn-Lippstadt-Die-ersten-machen-den-Abflug

Was bedeutet all das für den Kreis Soest als Gesellschafter?

Im Prinzip gibt es drei möglich Szenarien:

  1. Soest bleibt Anteilseigner, eventuell übernehmen andere Kreise die frei gewordenen Anteile. Die jährlichen Kosten belaufen sich für Soest auf 625.000€ jährlich plus noch unklare Sanierungskosten. Bis 2022 wären dies somit mindestens 1,9 Mio € Zahlungen für einen weiterhin defizitären Betrieb.
  2. Soest steigt aus dem Gesellschaftervertrag aus, dies würde einmalig ca. 3,125 Mio € kosten.
  3. Die Gesellschafter bleiben in der GmbH, legen jedoch den Flughafen still und transformieren das Gelände zu einer anderen Nutzung. Was wir noch im April als Scherz formulierten, könnte sich jetzt als echte Perspektive anbieten. Das Flughafengelände in einen Bürger- Wind-/Solarpark umzunutzen, könnte nicht nur die Jobs der verbleibenden Angestellten, sowie die Forderungen der Versorgungskassen sichern, sondern die klimaschädlichen Auswirkungen des jetzigen Betriebes in einen starken Beitrag zur Klimawende verwandeln.

Im Oktober wird der Kreis Soest sich erneut zusammensetzen und über die Zukunft des Flughafens beraten. Die große Frage, die hier beantwortet werden muss ist die, ob ein seit Jahren defizitärer Betrieb, der alle Gesellschafter jährlich Millionen kostet, um weiterzulaufen, überhaupt gerettet werden soll. Selbst ohne Corona gab es bisher keine wirtschaftlich positive Wende zu verzeichnen. Die Pandemie stürzt den Betrieb in völlige Perspektivlosigkeit.

Darüber hinaus kritisierte der Kreisverband der Grünen bereits 2019, dass in der ewigen Debatte um den Flughafen die klimapolitische Frage des Flugverkehrs bisher kein einziges Mal thematisiert wurde. Auch eine Bürgeranfrage bei der letzten Kreissitzung zu den klimatischen Auswirkungen der Subventionen änderte daran nichts.

Angesichts der starken Klima-Proteste in 2019/2020, der Entwicklung der Zahlen, der Coronakrise und den scheidenden Gesellschaftern ist es eigentlich undenkbar, den Betrieb weiterzuführen.

Wir hoffen sehr, dass sich eine mutige, zukunftsgewandte Entscheidung finden lässt, die auch ein klares Signal gegen klimafeindliche Praktiken setzen könnte.

Foto von Max Dyba von Pexels

One thought on “Flughafen Padernborn/Lippstadt kurz vor Insolvenz”

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