Die Agentur für Erneuerbare Energien zeichnet jeden Monat eine Kommune in Deutschland aus, welche “die kommunalen Handlungsmöglichkeiten beim Ausbau der Erneuerbaren Energien kreativ und innovativ [ausschöpft]”.

Einige Bestandteile des Soester Klimapakts werden lobend erwähnt und auch wir durften uns zu Wort melden.

Hier ist der gesamte Artikel zu lesen.

So bekam die Stadt Soest auch 2020 wieder den European Energy Award in Gold, dieses Mal unter anderem für die Vision Klimaneutralität 2030.

Als Erfolg kann die Stadt Soest bereits Energieeinsparungen im privaten und im Dienstleistungsbereich, sowie eine Senkung des Wärmebedarfs in Privathaushalt durch Wärmedämmung verzeichnen.

Die Pläne der Stadt in Richtung erneuerbare Energien sind gut und ambitioniert, die Agentur für Erneuerbare Energien benennt dabei insbesondere das 2000-Dächer-Programm, sowie zwei neu geplante Solarfelder im Kreis Soest. Es bleibt allerdings die Frage, wo die ebenfalls erwähnten 6 neuen Windkraftanlagen Platz finden können, insbesondere im Hinblick auf die neuen Abstandsgesetze in NRW. Der Ansatz, die BürgerInnen finanziell am Erfolg der Anlagen zu beteiligen, halten wir für absolut richtig. Dabei bleibt es aber essentiell, diese bereits in die Planung einzubeziehen, sowie einen konsequenten Ausgleich für den Naturschutz zu gewährleisten.

Positiv zu bewerten sind sicherlich ebenfalls die geplante Klimaschutzsiedlung an der alten Merkurfabrik, sowie das kalte Nahwärmenetz im Baugebiet Soester Norden, auch wenn dort wichtige Themen wie beispielsweise Flächensuffizienz leider nicht zum Tragen kommen.

Die Einzigen, die noch höhere Ansprüche an eine möglichst schnelle Erreichung der Klimaneutralität stellen als die Stadtverwaltung, sind die Soesterinnen und Soester […].

https://www.unendlich-viel-energie.de/energie-kommune-des-monats-soest

Was unserer Ansicht nach bei der Bewertung der städtischen Bemühungen fehlt, ist die Frage, ob denn mit dem eingeschlagenen Weg überhaupt die Klimaneutralität bis 2030 zu erreichen ist?

Aktuell werden 15% des Stroms in Soest mit Wind, PV, Biomasse und Klärgas erzeugt. Der Wärmeertrag aus Solarthermieanlagen, Umweltwärme und Biomasse deckt etwa 7% des Wärmebedarfs ab. Der Anteil von klimaneutralen Erdgas, Biodiesel und -benzin liegt bei etwa 6% und wird überwiegend aus Agro-Brennstoffen gewonnen. Die Elektrifizierung des Verkehrs steht noch am Anfang. Weniger als 1 Promille der neuzugelassenen Fahrszeuge sind elektrisch betrieben. Insgesamt werden aktuell in Soest 7,55% des Energiebedarfs mit erneuerbaren Energien erzeugt. Es ist also noch ein langer Weg zum 100% klimaneutralen Energiesystem in Soest.

Um die Klimaneutralität zu erreichen, sieht der Masterplan Klimapakt Soest vor, im Jahr 2030 50% des zukünftigen Energiebedarfs (300 GWh/a) mit Agro-Brennstoffen zu decken. Um diese mit Energiepflanzen zu produzieren, müssten in Soest 6018 ha Mais (o.ä.) angebaut werden. Dies entspricht 106% der gesamten landwirtschaftlichen Fläche (5700 ha). Die Strategie für den Ausbau der EE sollte daher an dieser Stelle nochmal grundlegend überdacht werden, damit die BürgerInnen auch den Eindruck gewinnen, dass die Maßnahmen zielführend und sinnvoll sind. Darüber hinaus sind die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Bau von Agri-PV zu schaffen, Hürden für Solaranlagen in der Innenstadt abzubauen (Altstadtsatzung) und Genehmigungsverfahren für WKA zu beschleunigen. Um die Glaubwürdigkeit zu verstärken, sollte die Stadt zudem eine konsequente Klima- und Suffizienzpolitik vorleben und mit den BürgerInnen eine gemeinsame Vision für eine lebenswerte, klimafreundliche Zukunft entwickeln. Dazu zählt beispielsweise auch, dass die Stadtwerke Soest sich von den Beteiligungen an Gas- und Kohlekraftwerken trennt.

Bild von Gentle07 auf Pixabay

One thought on “Agentur für Erneuerbare Energien zeichnet Soest als Energie-Kommune des Monats aus”

Comments are closed.